Einige von euch werden es vielleicht mitgekriegt haben: Ich war die letzte Woche in England, mich erholen. Ersteres ist wahr, letzteres nicht.
Ungeachtet der Tatsache, dass das hier eigentlich ein EVE-Blog ist, werde ich die mir gegebene Tastatur nutzen, um euch ein wenig von meinen Erlebnissen an der Grenze zu
Viel-zu-weit-weg-Land zu berichten.
Sonntag: Abreise. Im Bus. Inmitten einer Horde von Zehntklässlern. (Anmerkung: Die Fahrt wird jährlich von meiner Schule aus organisiert, ergo ist der Anteil von Schülern im Vergleich zu Erwachsenen extrem hoch)
Montag: Land unter nach mehr als 15 Stunden Busfahrt ohne Schlaf (ich habe kein Zeitgefühl und, um meine Nerven zu schonen, auch nicht auf die Uhr geschaut).
Besichtigung des (un-)feinen
Canterburys sowie des windigen, nassen und vor allem kalten
Dover Castles. Ersteres beschränkte sich auf Aussteigen, Geld abheben, Essen einer Sausage with Cheese, Toilettenbesuch im Restaurant zur
Goldenen Möwe und anschließendes Einsteigen. Letzteres auf zwei Stunden im-Kreis-Laufen, da so ziemliche alle 'Attraktionen' (der Turm, die Verliese, die Wartunnels etc.) geschlossen waren.
In
Brighton, 'Europas Hauptstadt der Homosexuellen' sowie Heimat unserer Gastfamilien, steht das Wasser an und in allen Ecken, die Abflusssysteme sind heillos überlastet. Wahrscheinlich vom nicht (mehr) vorhandenen Schnee...
Dienstag: Schöner Tag No. 1! Auch wenn er mit einer ereignislosen Besichtigung Brightons beginnt, das erstaunlich trist ist. Trotz des 'berühmten'
Brighton Piers, auf dem ein (zum Zeitpunkt unserer Besichtigung geschlossenen und eiskalten) Vergnügungspark zu finden ist. Und trotz des
Pavillons, den irgendein englischer Adeliger vor einiger Zeit gebaut hat und der aussieht, als ob der zuständige Architekt verschiedene Lego-Bausets miteinander vermischt hat. Moschee, Kreml, Moderne ... ein Wunder, dass das Ding noch nicht Architektur-Extremisten zum Opfer gefallen ist.
Im Anschluss besuchten wir dann
Battle Abbey, ein mittelmäßig erhaltenes Kloster/Abtei/... , an welchem sich 1066 Franzosen und Briten um die Krone geprügelt haben. Faszinierend.
Auf dem Weg dorthin sind wir allerdings an
Beachy Head vorbeigekommen, einer absolut malerischen Ausbuchtung des Festlandes samt Felsennadel und Leuchtturm - ein absolutes Muss für den, der nicht nur den ganzen Tag shoppen gehen muss.
Mittwoch: Besuch des berühmten (diesmal wirklich)
Stonehenge. Es lässt sich im Grunde mit vier Worten zusammenfassen:
Grüne Wiese mit Steinen. Kostet allerdings in meinen Augen £6.40 zu viel. Danach haben wir uns noch
Winchester zu Gemüte geführt, ebenfalls nicht sonderlich toll, aber immerhin hält das gute Wetter jetzt den zweiten Tag an. Auf der Rückfahrt fahren wir durch den
New Forest Naturpark, einer gigantischen Fläche, auf der die ansässigen Tiere (wir haben vor allem Pferde [
Ponys?] gesehen) frei herumlaufen.
Das beste daran ist aber das zentral im Park gelegene Dorf
Lyndhorst mit seinen "Low Emission Zone!"-Schildern an den Parkplätzen sowie dem Ferrari-Maserati-Porsche-
Geschäft.
Donnerstag:Besichtigung
Windors mit seiner ausnahmsweise mal sehr schön gemachten
Einkaufs(viertel)meile. Das
Schloss schreckt leider abermals mit exorbitanten Preisen ab - nächster Halt ist das Globetrotter Inn in London, wo wir eine Nacht übernachten. Zusammen mit lauthals gröhlenden Franzosen und Spaniern ... man kann nicht einmal duschen, ohne Angst haben zu müssen, dass gleich irgendwer die Sperrholztür eintritt - ganz anders ist es mit den für Gefängniszellen geeigneten massiven Metalltüren. Da hat man eher Angst, die am Morgen nicht mehr aufzubekommen - der Fluchtweg aus dem Fenster des dritten Stockwerks ist nicht sonderlich einladend, man will ja nicht auf einem der überall herumgeisternden
Grauhörnchen landen.
Zuvor waren wir noch im
Harrods, diesem Sündentempel von Kaufhaus. Kirschen für £44 das Kilogramm? Designer-Karabiner? Gibt es alles! Muss man einmal im Leben gesehen haben, aber das wars auch schon. Auch wenn ich noch ein schickes
Handpuppen-Krokodil für mein Brüderchen erworben habe.
Freitag: Acht Stunden Freizeit in London. Was macht man an einem Drittel-Tag?
Science Museum angucken - eine Stunde.
Oxford Street mehrmals rauf und runter laufen - drei Stunden. Mit der
U-Bahn hin- und herfahren - eine Stunde. Bei jeder Gelegenheit essen - zwei Stunden. Im Park sitzen und schnacken - eine Stunde. Puh - Geschafft!
Da wir in Dover zwei Fähren abwarten werden müssen (aufgrund eines bescheuerten Valentinstag-Angebotes von
SeaFrance sind die Fähren selbst nachts ausnahmslos voll), bekommen wir vom Fährbetreiber einen Film im
Prince Charles' Cinema spendiert. "
My Name Is Bruce." Grässlicher Film, ich kann jedem davon abraten, auch nur das Poster davon anzuschauen.
Samstag:Wir bekommen bereits die Drei-Uhr-Fähre statt der zwei Stunden später und nutzen den dadurch entstandenen Zeitvorsprung, um den Reifen unseres Busses platzen zu lassen sowie einem der Zehntklässler die Möglichkeit zu geben, zu kollabieren und sich zu übergeben. Er nutzt die Chance übrigens. Gegen 17 Uhr sind wir dan wieder in Rostock - Juchuh!
Von meiner üblichen Schlechtmache einmal abgesehen war die England-Fahrt wirklich toll. Ich kann jedem nur empfehlen, sich England anzusehen, wenn man die Gelegenheit dazu hat.
P.S.: Wetten, ich bereue den Titel dieses Posts?